Psychologisches Gutachten


Gutachten 1

Das erste Gutachten wurde von von einer Psychologin unter Assistenz einer Psychologie Studentin durchgeführt. Beide wussten, dass in der Kindergruppe Sahaja Yoga mit den Kindern praktiziert wird.

Zur Systematisierung der Beobachtung wurde unter Berücksichtigung pädagogisch und psychologisch für die Entwicklung von Kindern relevanter Kriterien einen Verhaltensbeobachtungsbogen erstellt. Dieser sollte eine Nachvollziehbarkeit des Vorgehens sowie der abschließenden Stellungnahme gewährleisten. Die in einem Verlaufsprotokoll niedergeschriebenen Beobachtungen wurden anhand des Verhaltensbeobachtungsbogens strukturiert, danach statistisch bearbeitet und innerhalb einer Stellungnahme interpretiert.

PSYCHOLOGISCHE STELLUNGNAHME

STIMMUNG IN DER GRUPPE
Der allgemeine Eindruck innerhalb der Gruppe ist ein positiver: die Kinder scheinen sich wohl zu fühlen und daher gerne zu kommen, sie sind fröhlich, reden viel miteinander und mit den Kindergärtnerinnen, zu denen sie eine positive emotionale Beziehung haben (lassen sich z.B. von den „Tanten“ trösten, wollen mit ihnen spielen). Die Kinder spielen ungezwungen alleine oder miteinander, basteln oder toben im Freien herum, wobei es selten übermäßig laut wird. Frau XY und Frau Z sind bemüht um die Kinder.


VERHALTEN DER KINDER
Spielverhalten:
Das Spielverhalten der Kinder wurde aufgezeichnet, um die sozialen Kompetenzen der Kinder erfassen. Außerdem lassen Aufzeichnungen darüber, wie oft Kinder alleine, in Gruppen oder zu zweit spielen, bzw. wie häufig sie beim Spiel die Kommunikation mit anderen Kindern aufnehmen, Schlüsse darüber zu, ob Kinder eine unauffällige soziale Entwicklung durchleben.
Betrachtet man die von den Kindern der Kindergruppe bevorzugten Formen des Spiels, so kann man altersentsprechendes Spielverhalten feststellen; die Kleinkinder spielen noch häufig Explorationsspiele, bei den meisten Kinder sind alterstypische Konstruktions- oder Fiktionsspiele beliebt. Vor allem im Freien konnten bei den älteren Kindern vereinzelt Rollenspiele beobachtet werden – wobei bedingt durch den Tagesablauf (meist gingen die Kinder nach 11 Uhr ins Freie) wenige Beobachtungen im Garten gemacht werden konnten. Der Aufenthalt im Freien kommt dem Bewegungsdrang der Kinder in dem Alter entgegen.

Aufgrund der Beobachtung der Kinder beim Spiel können außerdem Rückschlüsse auf die Entwicklung der sozialen Integration gezogen werden: altersgemäß war keines der Kinder im Beobachtungszeitraum jemals völlig unbeteiligt am Geschehen; v.a. die jüngeren Kinder haben sich immer wieder zwischendurch alleine beschäftigt, jedoch war bei allen Kindern ein schneller Wechsel der Sequenzen, in denen sie alleine bzw. parallel nebeneinander (ohne Kontaktaufnahme) und in denen sie gemeinsam, zu zweit oder in größeren Gruppen gespielt haben, zu beobachten. Auch bei Tätigkeiten, die ursprünglich keine sozialen Komponenten aufweisen wie Malen/Basteln, reden die Kinder viel miteinander und zeigen sich ihre Kunstwerke. Weiters fällt auf, dass zumindest bei allgemeiner Beobachtung der Gesamtgruppe anscheinend jeder mit jedem spielt, es keine augenscheinlich bevorzugten Spielpartner gibt und kein Kind nicht sozial in die Gruppe integriert wäre.

Konfliktverhalten:
Über das Konfliktverhalten der Kinder kann keine detaillierte Aussage getroffen werden, da kaum Konflikte aufgetreten sind, und wenn doch, wurden diese sehr rasch (binnen 1-3 Minuten) wieder beigelegt. Natürlich kam es bei Spielen immer wieder zu kleinen Auseinandersetzungen, wenn ein Kind dem anderen etwas zerstört oder das bevorzugte Spielzeug weggenommen hat, zu gröberen Auseinandersetzungen (Raufen, wiederholtes Stören beim Spielen, dem anderen absichtlich wirklich „wehtun“ wollen) ist es im Beobachtungszeitraum nicht gekommen. Aufgefallen ist mir, dass verbale, gegen andere Kinder gerichtete Aggressivität (Schimpfen, sich anschreien) gar nicht aufgetreten ist.
Die geringe Aggressionsbereitschaft der Kinder spiegelt sich auch in der Beurteilung der Stimmung im Kindergarten wieder, die „selten“ als spannungsgeladen/aggressiv erlebt wurde.

Kommunikation:
Die Kinder sprechen in durchschnittlichem Ausmaß miteinander und mit ihren „Kindergartentanten“. Was für die soziale Integration der Kinder gilt, gilt auch für die Kommunikation untereinander: es spricht jeder mit jedem, kein Kind scheint von der Kommunikation ausgeschlossen.
Auch die Sprachentwicklung der Kinder erscheint aus der Sicht des Beobachters unauffällig, wobei hier entwicklungspsychologische Einzeldiagnostik durchgeführt werden müsste, um genaue Aussagen treffen zu können. Gefördert werden kann die Sprachentwicklung durch „häufiges Kommunizieren mit Kindern“ und das ernsthafte Beantworten von Fragen; beide Faktoren sind in der Kindergruppe gegeben, die Kindergärtnerinnen sprechen viel mit den Kindern (übrigens auch in Englisch) und beantworten Fragen ernsthaft, anstatt sie zu ignorieren oder gedankenlos zu beantworten.

Arbeitsverhalten:
Die beobachteten Kinder können sich durchschnittlich gut auf die Ausführung einer Tätigkeit (z.B. Basteln) konzentrieren. Wobei die Fähigkeit sich zu konzentrieren nicht unbedingt altersabhängig ist, es wurden auch Kinder im Vorschulalter beobachtet, die mehr Schwierigkeiten hatten bei der Arbeit zu bleiben als jüngere Kinder (was auch in anderen Kindergärten beobachtet werden kann). Diesbezüglich wäre es aber interessant gewesen, die Vorschulkinder bei der Bearbeitung ihrer Vorschulmaterialien (es gibt z.B. Vorschulblätter, Hefte für jedes Kind in denen Schwungübungen gemacht werden bzw. schon Buchstaben und einzelne Sätze geschrieben werden) zu erleben, um über pädagogische Vorschulförderung und das Arbeitsverhalten eine Aussage machen zu können (Mit den Vorschulmaterialien wird aber gearbeitet, wenn die kleineren Kinder nach dem Essen schlafen und mehr Ruhe ist.).
Aufforderungen der Erzieherinnen eine Arbeit zu verrichten (z.B. Spielzeug wegräumen), kommen die Kinder in durchschnittlichem Ausmaß nach.
Das Arbeitsverhalten der Kinder, anhand dieser beiden Kriterien erhoben, erscheint unauffällig.

PÄDAGOGISCHER STIL DER KINDERGARTENPÄDAGOGIN/HELFERIN
Der schon durch bloße Beobachtung merkbare demokratische Erziehungsstil von Fr. XY und Fr. Z gegenüber den Kindern, hat sich anhand der Items im Beobachtungsbogen eindeutig verifizieren lassen. Die beiden gehen auffällig liebevoll mit den Kindern um, stellen aber auch in üblichem Ausmaß Regeln auf und setzen Grenzen, die von den Kindern respektiert werden. Man merkt, dass die Kindergärtnerinnen an den Kindern und daran, dass es ihnen gut geht (wenn Kind weint/traurig ist wird es getröstet, in den Arm genommen, abgelenkt) interessiert sind.
Auch die Auswertung der Items zum „Kommunikationsstil der Erzieherinnen“ weist auf einen demokratischen Erziehungsstil hin. Die Kindergärtnerinnen kommunizieren viel mit den Kindern, wobei sie vorwiegend in einem ruhigen und gelassen Tonfall mit den Kindern reden.
Sie loben die Kinder oft, weisen sie aber in durchschnittlichem Ausmaß auch, wenn nötig, zurecht.
Die Erzieherinnen sprechen eher einzelne Kinder an, als die Gruppe als Ganzes, wodurch der persönlich bildende Kontakt zwischen Kindergärtnerin und einzelnem Kind verstärkt wird. Durch das Ansprechen des einzelnen Kindes ist außerdem gewährleistet, dass das Kind sich als Einzelwesen erleben kann und nicht im Kollektiv, in der Masse untergeht.

ELTERN-KIND-BEZIEHUNG; BINDUNG/ABLÖSUNG
Die Eltern-Kind-Beziehung der beobachteten Kinder konnte ich nur anhand der Übergabesituation der Kinder an den Kindergarten in der Früh begutachten. Dabei ist mir nichts Ungewöhnliches aufgefallen: die meisten Kinder hatten keine emotionalen Probleme, wenn sie sich in der Früh von dem begleitenden Elternteil trennten und ohne Eltern im Kindergarten verblieben. Dass manche Kinder, wenn sie in den Kindergarten kommen und die Eltern gehen, kurz weinen oder toben ist Alltag jedes Kindergartens. Nur ein Kind hat sich auffällig schwer von der Mutter getrennt und wirkte v.a. an einem Tag sehr traurig, wobei das an der momentan schwierigen Familiensituation liegen kann – die Eltern leben gerade in Scheidung (naheliegende Interpretation).
Die Kinder sind meiner Meinung nach ungewöhnlich spät in die Kindergruppe gekommen (die meisten zw. 9°° und 10³°), was darauf schließen lässt, dass die Eltern in der Früh anscheinend nicht in berufsbedingter Zeitnot sind bzw. sich die beruflichen Verpflichtungen entsprechend einteilen.
Die Verabschiedung von den Kindern erfolgte liebevoll mit den allgemein üblichen „Bussi-Ritualen“, manche Eltern begleiten ihre Kinder auch in die Gruppe bevor sie gehen.
Da sich die Kinder problemlos von den Eltern trennen und für den Zeitraum von ein paar Stunden ohne sie in der Kindergruppe bleiben können und ein liebevoller Umgang zwischen Eltern und Kindern zu beobachten war, scheint eine positive, sichere Bindung zwischen Kindern und Eltern (soweit man das aufgrund der beobachteten Übergabesituationen beurteilen kann) zu bestehen.


ZUSAMMENFASSUNG

Bezüglich des beobachteten Verhaltens der Kinder konnten keine Auffälligkeiten festgestellt werden; die Kinder wirken emotional ausgeglichen, ihre sozialen Kompetenzen, ihr Kommunikations-, Spiel- und Arbeitsverhalten erscheint altersentsprechend.
Den pädagogischen Stil der Kindergartenpädagogin Frau XY würde ich vor allem als fördernd für die Entwicklung eines positiven Selbstbildes der Kinder bezeichnen; die Kinder werden in großem Ausmaß positiv bestärkt, es obliegt ihnen, ob und wann sie an den angebotenen Kleingruppenaktivitäten (z.B. Basteln, Kartenspiele) teilnehmen wollen oder lieber anderen Spielformen nachgehen (Selbstständigkeit in der Wahl ihrer Tätigkeit) und sie erhalten viel individuell angepasste Aufmerksamkeit (wenn sie traurig sind, werden sie getröstet, wenn sie auf etwas stolz sind, werden sie bewundert) von der Kindergartenpädagogin.
Der beobachtete Kindergruppenalltag außerhalb der „Meditationen“ unterscheidet sich hinsichtlich der erhobenen psychologisch und pädagogisch relevanten Kriterien in keiner Weise vom Alltag anderer Kindergruppen.
Da die Kinder keine Verhaltens- oder Entwicklungsauffälligkeiten aufweisen und der Kindergruppenalltag nach pädagogischen Gesichtspunkten gestaltet wird, sehe ich keine Gefährdung des Kindeswohls oder der Entwicklung der Kinder, wenn sie die Kindergruppe „XXX“ besuchen.


Die vollständige Studie inklusive Beobachtungsbogen liegt vor.