Zum Sektenbegriff


Religiöse Minderheiten statt Sekten


Die bundesdeutsche Regierung führte eine zweijährigen Untersuchung des "Sektenproblems" durch und gab Entwarnung. (Bonner Enquete-Kommission "Sog. Sekten und Psychokulte") Die Mehrheit der Kommission empfahl, den negativen Begriff Sekte mit seiner stigmatisierenden Wirkung nicht mehr zu verwenden.

Laut einer Presserklärung des Deutschen Bundestags vom 19.6.1998 seien entgegen der landläufigen Meinung sogenannte Sekten und Psychogruppen nicht gefährlich. Von den kleinen Religionsgemeinschaften geht kein größeres Konfliktpotential aus als von den Großkirchen. Aus diesem Grunde kündigte die deutsche Regierung an, diesen abwertenden Begriff nicht mehr zu verwenden.

Der Begriff Sekten ist äußerst negativ belastet, stigmatisiert und fördern eine Atmosphäre der geistigen und religiösen Diskrimierung in Österreich. Sahaja Yoga Österreich fordert, dass die Österreichische Regierung und Medien dem Bonner Beispiel folgen.

Neue religiöse Bewegungen werden als Sekten bezeichnet


Willy Fautré, Präsident der Organisation Human Rights Without Frontiers, stellte fest:

"Außerhalb ihres Bereichs bezeichnen die großen Weltreligionen gewöhnlich alle anderen religiösen Gemeinschaften als 'Sekten' oder 'Kulte' mit all dem negativen Beiklang, der sich aus dieser Wortwahl ergibt. Sie verwenden diese Bezeichnung, um Splittergruppen in ihren eigenen Reihen oder neue religiöse Bewegungen zu charakterisieren, die ihre Theologie oder ihre Vorherrschaft in bestimmten Teilen der Welt in Frage ziehen. ... Der Begriff 'Sekte' wird hauptsächlich dann gebraucht, wenn aus den unterschiedlichsten Gründen, zum Beispiel durch fremdartige Handlungen oder zweifelhafte Wertvorstellungen, eine gewisse Spannung zwischen einer neu etablierten religiösen Bewegung und dem religiösen Establishment oder der bürgerlichen Gesellschaft besteht. Dieses Phänomen ist nicht neu, sondern tritt in der gesamten Menschheitsgeschichte immer wieder auf."
(Human Rights Without Frontiers, European Magazine of Human Rights, 8. Jahrgang, Nr. 2-3/1996, "Bulgarian Helsinki Committee", S. 6, 7.)

Bewusst abwertender Sektenbegriff


James T. Richardson, Professor für Soziologie an der Universität von Nevada (USA), spricht sich dafür aus, den Begriff in Rechtsfällen zu verbieten, denn "der Begriff trägt einfach zu viel Ballast mit sich herum, um die beiläufige Verwendung in Fällen zu gestatten, die dazu dienen sollen, eine rationale Beurteilung wichtiger Fragen vorzunehmen." Des weiteren widerspricht der bewußt herabwertende Sekten-Begriff dem verbreiteten Grundansatz der Religionswissenschaft, wie ihn Tworuschka formuliert: Grundsätzlich ist die Religionswissenschaft um methodische Neutralität und Wertfreiheit bemüht. Dem beschreibenden Charakter einer Religionsdarstellung muß deshalb auch die Bezeichnung für die jeweilige Gemeinschaft entsprechen.
Von: www.religionsfreiheit.at